Die Strecke Zwettl - Schwarzenau

Ausgehend von Schwarzenau (Seehöhe 498 m), einem Kreuzungsbahnhof der Franz Josefs Bahn, der übrigens vor Bestehen der Lokalbahn nach Zwettl und Martinsberg, Bahnhof "Schwarzenau - Zwettl" hieß, zweigt die Strecke in einem engen Linksbogen von der Hauptbahn ab und steigt bis zur Haltestelle Bernschlag bei Kilometer 5,6 stetig an. Dieser Abschnitt stellt auch den mit geringster Zuglast zu befahrenden Teil der Strecke dar, weil hier sehr enge Kurven im steigungsreichsten Teil der Strecke aufeinanderfolgen. Die größte Steigung der gesamten 57 km befindet sich hier zwischen Kilometer 4,4 und Kilometer 4,6, nämlich 29 ‰. Von der Haltestelle Bernschlag (Seehöhe 604 m) verläuft die Strecke zuerst eben, dann leicht ansteigend durch den Wald und schließlich mit leichtem Gefälle in die in einem Rechtsbogen liegende Haltestelle Hörmanns bei Kilometer 9,3. Hier wo sich noch vor ca. zwei Jahrzehnten ein Bahnhof mit einem Ladegleis und einem Ausweichgleis befand, soll in naher Zukunft wieder ein Ausweichgleis mit Rückfallweichen zur besseren Bewältigung des Güterverkehrs errichtet werden.
Das Zusammenpfeifen (die Kommunikation der Lokführer zwecks Einfahrtserlaubnis) der in Hörmanns kreuzenden mit 93er bespannten Personenzüge habe ich, obwohl das schon 30 Jahre her ist, noch im Ohr, als wäre es gestern gewesen.
Gleich nach Verlassen der Haltestelle Hörmanns, kreuzt die Eisenbahn die Landesstraße, fällt bis Kilometer 10,4 leicht ab, steigt dann mit durchschnittlich 15 ‰ an und taucht in den Wald ein. Unmittelbar vor der Haltestelle Gr. Globnitz verlassen die Geleise den Wald, und die Strecke erreicht hier bei Kilometer 13,7 den höchsten Punkt des ersten Abschnitts bis Zwettl. Der ehemalige Bahnhof auf einer Seehöhe von 636 m verfügt auch heute noch über ein Ladegleis. Das Bahnhofsgebäude existiert zwar noch, befindet sich aber in schlechtem Zustand.

bhf_schwarz
Bahnhof Schwarzenau am 21. August 1975

Ab hier fällt die Strecke mit ca. 17 ‰, verläuft dann ca. 300 m parallel zur B36 und erreicht nach einem 90° Linksbogen und einer kurzen Geraden bei Kilometer 16,2 die Haltestelle Gr. Haslau. Nach zwei aufeinanderfolgenden Doppelbögen liegt bei Kilometer 18,1 die Haltestelle Gerotten. Die Bahn führt hier unter der B36 hindurch und fällt anschließend mit 23 ‰ Richtung Zwettl.
Der berüchtigte Teufelsbogen, ein beinahe 180° Bogen, war bei den Dampflokführern, die einen schweren Güterzug oder GmP in Richtung Schwarzenau zu fahren hatten, gefürchtet. Besonders wenn die Krautwürmer, das sind jene Larven, aus denen sich später Kohlweißlinge (eine Schmetterlingsart) entwickeln, begannen, über die Schienen zu kriechen, musste so mancher Lokführer mit seinem Zug wieder nach Zwettl zurücksetzen, weil schon nach dem Überfahren weniger dieser Insekten eine schmierseifenähnliche Konsistenz die Maschine zum ununterbrochenen Schleudern bis zum Stillstand des Zuges brachte. Ein neuerliches Anfahren, auch mit Sand, war aufgrund der Steigung und des großen Reibungswiderstandes in der Kurve unmöglich. Also wurde nach Zwettl zurückgesetzt, das Zuggewicht verringert und die Fahrt fortgesetzt.
Vor der Einfahrt in den Bahnhof Zwettl, befindet sich bei Kilometer 20,1 das Vorsignal und bei Kilometer 20,5 das Einfahrtsignal. Der Bahnhof Zwettl ist mit 2 Verkehrsgleisen, 2 Ladegleisen und einem Heizhaus mit 2 Ständen ausgestattet und liegt auf einer Seehöhe von 535 m. Das Heizhaus ist im Eigentum des MLV und wird als Fahrzeugstandort und Vereinssitz verwendet.

weitere Fotos von der Strecke

zt-schwarz
Streckenkarte - zum Vergrößern anklicken!